Mein neues Portemonnaie
Die fertige Amelia, von außen ganz schlicht gestaltet
Selbst Japan kann da nicht mithalten
Bislang dachte ich, dass ich „mein“ Portmonnaie schon längst gefunden hätte, Pustekuchen! Kurze Rückblende ins Jahr 2015: ich war gerade das erste Mal für drei Wochen in Japan und reiste quer durch das schöne Land, von Tokio bis nach unten im Süden von Kyushu mit einem kleinen Abstecher auf Yakushima (wirklich zu empfehlen!). Ich bin dort viel mit dem Regionalverkehr, aber auch mit dem Shinkansen und dem Flugzeug gereist und ich kann sagen, der Verkehr in Japan macht einfach nur Spaß, herrlich. Am Flughafen in Nagoya habe ich die Chance genutzt und mir endlich ein reisetaugliches und vor allem praktisches Portemonnaie zu kaufen. Es passte alles rein, mein Reisepass, Karten, der Japan-Rail-Pass und sogar mein Handy, was sich als sehr praktisch erwiesen hat, da ich mit einem riesigen Rucksack unterwegs war und so immer alles beim Reisen griffbereit hatte und nicht jedes Mal den Rucksack abnehmen musste, was manchmal beim japanischen Menschenaufkommen im Reiseverkehr nicht so einfach war ;).
Kurzum, ich war begeistert, und zwar so begeistert, dass ich davon erzählt habe und sich Kolleg*Innen auch das Portemonnaie gekauft haben. Es stellt sich nämlich heraus, die Geldbörse hatte ich bei MUJI gekauft, eine große Warenkette, die es auch in Hamburg und weiteren Städten in Deutschland gibt. Also eigentlich alles wunderbar.
Orangenes Highlight von außen sichtbar
Ich und ein selbst genähtes Portemonnaie?
Bis ich vor ein paar Wochen das neue Mai Gang-Projekt in der Nähgang entdeckt habe, die Amelia Envelope Wallet von Miss Freckels Design und genäht und wunderbar erklärt von Ines von Zweihandwerk. Zuerst dachte ich, dass dieses Projekt nichts für mich ist. Es sah alles zu blumig aus und das im Erklärvideo gezeigte Wallet war aus Kunstleder, auch nicht meine erste Wahl und der Druckknopf hat auch seine Schwierigkeiten bei mir, ich bin halt über die Jahre ein Reißverschluss-Fan geworden. Aber dann hat es mich doch gepackt, die vielen Schnittteile (zumindest für mich ;)) und die verschiedenen Einlagen klingen anspruchsvoll und nach einer Herausforderung, die ich mir dann doch angenommen habe.
Mein Stil, mein Material
Meine Materialwahl fiel aber tatsächlich anders aus, ich habe mich Außen für SnapPap Plus in Schwarz/Anthrazit von Snaply für den großen Körper entschieden und für die Klappe habe ich einen mittelschweren Twill von Robert Kaufmann (Nippon Hickory Stripes) in Weiß mit dunklen Streifen benutzt (ihr merkt, hier kommt Japan wieder ins Spiel ;)). Innen habe ich mit kontrastreichen Solids (Orange und zwei Blautöne) gearbeitet und das Münzfach aus Ruby Star Society genäht. Die tollen Stoffe, außer das SnapPap, sind alle von Das-mache-ich-nachts bezogen.
Auch bei den Einlagen, gerade bei der Außenklappe, habe ich mich für Alternativen entschieden. Das SnapPap habe ich ohne Einlage verarbeitet, die Außenklappe habe ich mit Decovil verstärkt und innen habe ich größtenteils mit H250 gearbeitet.



Gut vorbereitet, halb genäht
Die vielen Schnittteile vom Stoff und der Einlage sind schon nicht ohne, dafür habe ich schon einen ganzen langen Nachmittag und Abend gebraucht, ich wollte es halt auch einfach sauber haben, um mich dann später auf das Nähen zu konzentrieren. In ferner Zukunft könnte ich mir gut vorstellen, meinen Schneideplotter mit dem Schnitt der Teile zu beauftragen (habe ich auch schon bei anderen Schnitten gemacht, aber dazu ein anderes Mal mehr). Ich besitze keine Bügelpresse, also musste das Bügeleisen dran glauben. Für das Bekleben sollte man sich wirklich Zeit lassen und bei diesem Schnittmuster ist es unbedingt nötig, aber es lohnt sich!
Mit den richtigen Helfern läuft's
Mit all den Vorbereitungen konnte ich nun anfangen, das Portemonnaie zu nähen. Und tatsächlich, die gute Vorbereitung zahlt sich halt doch immer aus. Mit der tollen Ines von Zweihandwerk an meiner Seite, die wirklich auch tolle Tricks und Tipps auf Lager hat, konnte ich mich komplett auf das Nähen konzentrieren. Manche Stellen scheinen nicht einfach zu nähen zu sein, aber ich hatte überhaupt keine Probleme. Ohne Stress und Druck geht es halt doch immer am besten und natürlich mit meiner Janome 6700P, die einfach alles ohne zu mucken hervorragend vernäht. Mit der Kam-Presse habe ich noch ohne Probleme den Druckknopf an den Körper und das Gegenstück an der Klappe befestigt und fertig.
Der Alltagstest
Nun war klar, das Ergebnis ist wirklich gut geworden und wäre zu schade einfach nur herumzuliegen, das Portemonnaie wird auch im Alltag getestet. Seit gut zwei Wochen nutze ich jeden Tag das Wallet und ich liebe es einfach. Es fasst sich sehr gut an, das SnapPap war eine gute Entscheidung, auch bei schwitzigen Fingern. Ich bekomme zwölf Karten in das Portemonnaie und habe immer noch Platz für weitere Zettelchen, die man so dabei hat. Scheine und Kleingeld lassen sich super verstauen und auch an der Supermarktkasse, wenn es mal schnell gehen soll, finde ich alles sofort. Ich bin wirklich überrascht, wie alltagstauglich dieser Schnitt von Miss Freckels Design ist, ein großes Kompliment an dieser Stelle! Meine frühere Vorstellung von einem selbst genähten Portemonnaie war eher so: trutschig, hält nicht viel aus, unpraktisch und hat immer den Charakter von Selbstgebastelten. Aber ich wurde von Amelia Envelope Wallet eines Besseren belehrt ;). Übrigens, wer es weniger bunt oder einfach schlichter mag, ganz in Schwarz macht es sich ganz bestimmt auch sehr gut! Eine Idee wäre, von Miss Freckels Design ein ähnliches Schnittmuster zu nähen, eines mit Reißverschluss, um nochmal den Bogen zum Anfang zu spannen.